Lebewesen & Lebensweisen – Gunnar Kaiser vs. Noam Chomsky

🙂 Hallo Gunnar,

ich hab’ mir gestern Abend (2018-04-08) Deinen Videokommentar zu Noam Chomsky’s Buch „Was für Lebewesen sind wir?“ angesehen.

Es ist für mich ehrlich immer wieder erstaunlich, wie rapide Du Literatur “inhalierst”.
Ich komme da kaum mit… [weder bei Deinem Lesetempo noch beim Verfolgen Deiner Buchvorstellungen & Kritiken…]

Chomsky’s “Lebewesen“-Buch hab’ ich jedenfalls (noch) nicht gelesen.

Deswegen kann ich auch nicht auf Anhieb bestreiten oder bestätigen, ob Du ihn da korrekt wiedergibst oder ob Du seine Ideen richtig interpretiert hast, wenn Du ihm unterstellst, er würde in seinem anarcho-syndikalistischen Denkmodell einer perfekten gesellschaftlichen Wirklichkeit “Zwangsmaßnahmen” oder staatliche Institutionen der autoritären Intervention einbeziehen oder voraussetzen.

Wenn das so sein sollte, dass Noam Chomsky den erwünschten Zustand der “Anarchie” über autoritäre “Zwangssysteme” (oder gar über einen reduzierten Staatsapparat) erreichen oder erhalten möchte, dann wäre das eine reichlich widersprüchliche Idee.
Dann hättest Du mit Deiner Kritik an Chomsky wohl (in wesentlichen Punkten) recht.

Allerdings wirkt Deine Argumentation in meinen Augen auch nicht wirklich schlüssig.
Das fällt Dir selbst vielleicht nicht so deutlich auf, aber Du schilderst (bei Minute ~13:01~) ein Szenario, das eigentlich nur dann Sinn macht, wenn man Muster und Kategorien sozialer Interaktion und Vernetzung verinnerlicht hat, die ausschließlich im Paradigma der ökonomischen Verhandlung von Ansprüchen und Pflichten relevant und geläufig sind.

 

 

“Wenn es jemanden gibt, zum Beispiel, der so geschickt und klug ist, in seiner Freizeit eine Maschine zu bauen, die eine bestimmte Produktion vereinfacht und billiger macht, und wenn er nun Gehilfen braucht, die ihm bei der Bedienung dieser Maschine zur Hand gehen… Wenn er die dann gerne einstellen möchte und die das auch möchten… Na, es liegt doch einfach im Wesen des Menschen individuell auf solche Lösungen zu kommen, zu experimentieren, zu riskieren, … das zu verhindern würde nur bei einer totalen Umerziehung der Menschen möglich sein.
Also: Wenn dieser Mensch nun eine Maschine baut und ein paar Mitarbeiter hat, die er auch bezahlt , schon hat sich aus dem genossenschaftlichen Syndikalismus ein Privatbesitz an Produktionsmitteln ergeben… Da das nicht sein darf, weil das ja wieder in die Ausbeutung mündet, usw., muss es eben eine Gewalt geben, die den Menschen den Privatbesitz verbietet und die Maschine als öffentliches Eigentum deklariert, also das Kapital vergesellschaftet. Im Gegensatz zum Privateigentum, das die Menschen ja auch selbst schützen können, benötigt öffentliches Eigentum ja immer eine enteignende und verteilende Staatsmacht… Also: Chomsky ist alles andere als ein Anarchist.” (?)

Mir kommt es so vor, als ob Du hier absichtlich (/selbstironisch?) demonstrieren möchtest, wie man sich in gewohnten Mustern der sprachlichen Differenzierung, Beschreibung und Konstruktion der Welt verlaufen kann.
Meistens geschieht das eher unabsichtlich, deshalb  kann man das auch niemandem verübeln.
Wir sind eben alle darauf konditioniert in markt-ökonomischen Kategorien und Szenarien zu denken.

Ich würde angesichts Deiner Schilderungen fragen, wie Du darauf kommst, dass es in einer grundlegend freiheitlich und solidarisch vernetzten Gesellschaft überhaupt sinnvoll oder notwendig wäre, dass der geniale Erfinder und Hersteller, einer tollen, innovativen Maschine (nennen wir ihn einfach mal “Johnny?), Gehilfen, Mitarbeiter oder Handlanger mit Versprechen auf extrinsische Belohnungen anlockt, zur Arbeit manipuliert oder besticht.
Warum soll unser “Johnny” denn jemanden “anheuern”/ “einstellen” oder “bezahlen” und was soll das bedeuten/ was sagt das aus, in gesellschaftlichen Horizonten in denen Menschen gewöhnlich ohnehin freiwillig Arrangements zur solidarischen Kooperation eingehen?
Wenn jemand eine Maschine erfindet, die effizienter, besser, einfacher und schneller Brot backt, als alle Brotbackmaschinen, die es je zuvor gegeben hat, dann erleichtert er damit ja die Arbeit der Menschen, die sowieso freiwillig Brot backen wollen.
Selbstverständlich wird jeder, der sonst erheblich mehr Mühe zum Backen von Brot aufwenden müsste, gerne die neue, bessere Maschine verwenden wollen. Es wird in einer konsequent freiheitlich und solidarisch ausgerichteten Gesellschaftsform also sehr einfach sein, Menschen zu finden, die freiwillig (unabhängig von in Aussicht gestellten Belohnungen) mit der neuen, innovativen, besseren Maschine arbeiten wollen.

Das Problem eines gierigen und machthungrigen, bzw. herrschsüchtigen “Johnny” wäre es, Andere von der freien Nutzung seiner Maschine abzuhalten. Er müsste seine Idee geheim halten und Menschen, die seine Erfindung zur allgemeinen Bereicherung der Gesellschaft einsetzen wollen, irgendwie daran hindern, eine ähnlich effiziente Maschine zu bauen.
Alle, die bisher im Rahmen transparenter, solidarischer Arbeitsteilung und Produktion satt geworden sind, werden wohl auch weiterhin geneigt sein, unabhängig von Lohnversprechen oder ökonomischen Kompensationsleistungen dazu beizutragen, dass auch in Zukunft jeder satt wird, ohne einen Anspruch auf das tägliche Brot ökonomisch verhandeln und rechtfertigen zu müssen.
Und es geht im Leben sicherlich um mehr, als nur ums Satt-Werden. In konsequent freiheitlich und solidarisch arrangierten sozialen Horizonten, werden Menschen im Rahmen freiwilliger Kooperation alles Erdenkliche möglich machen, was Menschen eben als hinreichend wichtig und sinnvoll empfinden, sodass es sich lohnt, dafür freiwillig und selbstbestimmt zu arbeiten. Was Menschen nicht in freizügiger, freiwilliger Kooperation erreichen können, das lohnt es sich demnach auch nicht zu erreichen.

Wenn ich Menschen nicht mehr mit ökonomischen Vorteilen locken oder durch Lohnversprechen an meine Ideen, Zwecke und Zielsetzungen binden kann (oder muss), dann geht es eben darum, Menschen aufrichtig zu begeistern und zu freiwilliger Mitarbeit zu motivieren. “Werben” wird man für den Sinn hinter der Idee, zu deren Verwirklichung man die Arbeitskraft und das Engagement anderer Menschen benötigt.

In konsequent freiheitlich & solidarisch vernetzten sozialen Horizonten entscheiden Menschen wahrhaft freiwillig (das bedeutet: unabhängig von systemisch oktroyierten ökonomischen Anreizen und Notwendigkeiten) für welche Zwecke und Zielsetzungen sie sich engagieren möchten. Die Entscheidung ob, wofür oder für wen man jeweils arbeiten möchte trifft man entweder aus spontaner Begeisterung, aus Enthusiasmus und Sympathie oder eben gemäß rational vermittelbaren ethischen Einsichten. Arbeit orientiert sich am Sinn, statt am Profit.
Manipulative Muster der Prostitution und Ausbeutung greifen letztlich nur da, wo Menschen hungrig und frustriert sind.
Es müsste also einiges schief gehen, damit [freie] Menschen sich plötzlich wieder für in Aussicht gestellte Lohnversprechen oder exklusive Vorteile zu fremdbestimmter Arbeit verpflichten lassen.

Wie soll nun so eine perfekte soziale Utopie (im Sinne “anarcho-syndikalistischer” oder “anarcho-kommunistischer Vorstellungen”) konkret aussehen?
Das wäre vielleicht eine naheliegende Fangfrage, aber im Einzelnen kann und will ich das nicht beantworten.
Interessanter als der Entwurf konkreter, positiver Utopien ist vielleicht, die Frage, was einer Verwirklichung der frommen Idee freiheitlicher, freiwilliger Assoziation und Interaktion eigentlich im Wege steht.

Wir erleben mitunter gravierende Probleme mit politisch legitimierten Machtstrukturen. Wir beobachten dabei das Problem der Machtkorruption und allgemein empfinden wir autoritäre Eingriffe in die Freiheit unserer individuellen Selbstbestimmung als problematisch.
Ich vermute, dass die wesentlichen Probleme, die wir im gesellschaftlichen Status Quo (als Krise, Kriminalität, Machtmissbrauch und Korruption) erleben, im Grunde genommen auf Probleme der strukturellen Infragestellung unserer individuellen Willensfreiheit zurückzuführen sind:
Solange wir lernen, dass wir unsere Ansprüche jeweils in rivalisierender Abgrenzung zueinander, im Bezug auf das abstrakte Kriterium Wirtschaftsmacht verhandeln und legitimieren müssen, verwickeln wir uns in (fundamental) manipulative Strukturen. Die Integrität unserer Motive steht überall grundlegend in Frage, wo unser Denken, Fühlen und Handeln vom Kriterium ökonomischer Macht beeinträchtigt und determiniert wird.

Wenn wir uns mehr gesellschaftliche und individuelle Freiheit wünschen, ginge es also darum, dass wir uns zunehmend unabhängig von Mustern und Ritualen der ökonomischen Kompensation und Rechtfertigung vernetzen.
Die Probleme, die wir erleben/ die Probleme, die wir sinnvoll kommunizieren können, ließen sich im Rahmen konsequent offen und solidarisch ausgerichteter gesellschaftlicher Netzwerke in selbstbestimmter, freiheitlicher Interaktion und Kooperation lösen.

Mir leuchtet es jedoch auch nicht ein, warum freiheitlich orientierte Menschen mit Gewalt verhindern sollten, dass manipulative Strukturen der exklusiven Vermarktung von Waren und Leistungen aufkommen. Solange sich Menschen darauf einlassen, das manipulative Spiel der ökonomischen Verhandlung von Pflichten und Ansprüchen zu spielen, muss man wohl davon ausgehen, dass wir gesellschaftlich nicht reif für einen fundamentalen Paradigmenwechsel sind. Wenn wir mit Zwang oder Gewalt auf unreife Muster der Sozialisation und Interaktion reagieren, zeigen wir dadurch auch nur Symptome emotionaler und charakterlicher Unreife.

Die Gesellschaftsform und -struktur, die wir aktuell erleben, kann man wohl in jedem Fall als Resultat gesellschaftlicher Vernetzung über manipulative Lohnversprechen und strukturelle ökonomische Notwendigkeiten verstehen.

Für gewöhnlich werden Staatsbeamte, Politiker, Polizisten, Richter und Soldaten auch nur über ökonomische Anreize und Notwendigkeiten an die Erfüllung ihrer Aufgaben im Staatsdienst gebunden.

Auch politische Macht wird demnach ökonomisch vermittelt.

Und da Arbeitsverträge und ökonomisch legitimierte Eigentumsverhältnisse ihre universale Geltung und Gültigkeit schließlich erst vor dem Hintergrund einer mittels zentraler Gesetzgebung und Rechtsprechung gegebenen Rechtssicherheit erhalten, kann man davon sprechen, dass wirtschaftliche und politische Macht sich wechselseitig bedingen.

(So gesehen leben wir vielleicht in der “besten aller möglichen Welten”?)

Herrschaftsfreiheit oder “Anarchie” ist für mich jedenfalls kaum vorstellbar, im Rahmen einer universellen Konditionierung auf Muster und Rituale der rivalisierenden Verhandlung von Ansprüchen im Bezug auf das Kriterium Wirschaftsmacht.

Insbesondere die ungleiche Verteilung von Wirtschaftsmacht ist ein Problem, das man kaum in den Griff bekommen kann, weil es hierbei um eine selbstbeschleunigende/ selbstverstärkende Dynamik geht.

Der sprichwörtliche “Teufel” scheißt bekanntlich immer auf dem dicksten Haufen. (/Mt. 25:29)
Als Gegengewicht zur Willkür ökonomischer Machtstrukturen werden sich daher in potenziell vorstellbaren anarcho-kapitalistischen Utopien auch immer wieder zentrale politische Machtstrukturen manifestieren, von denen sich übervorteilte, arme, ausgebeutete und benachteiligte Menschen Schutz und Rechtssicherheit erhoffen.
Disruptive und destruktive Tendenzen ökonomischer Rivalität werden die Idee von Herrschaftsfreiheit oder “Anarchie” zum Scheitern bringen, wenn es denn überhaupt so weit kommen sollte, dass man vor dem Hintergrund ökonomischer Rivalität die komplette Abschaffung politischer Machtstrukturen inklusive zentraler Gesetzgebung, Exekutive mit Gewaltmonopol und einheitlicher Rechtsprechung erwirkt. (Wie?)

Prinzipiell würde sich ein Vakuum politischer Macht nur allzu leicht von der Willkür individueller ökonomischer Machthorizonte füllen lassen.
Wie will man es auch verhindern, dass reiche Menschen oder Unternehmen (quasi-mafiöse) Strukturen aufbauen, in denen sie zahlenden Kunden eine individuell gewünschte Durchsetzung von “Rechtsansprüchen” preisgebunden als exklusive Ware anbieten?
In Reaktion auf die Willkür ökonomischer Machthorizonte werden sich auf kurz oder lang wieder politisch legitimierte Machthorizonte herausbilden.
(Es ist zu erwarten, dass Menschen, die in ökonomischer Rivalität ohne zentrale Gesetzte und Rechtsprechung unter Entrechtung und Willkür zu leiden haben, wohl auch freiwillig Geld in einen Topf werfen — also quasi Steuern sammeln — damit sie sich so etwas wie staatlich garantierte, allgemein gültige Bürgerrechte wieder gemeinsam einkaufen können, wenn das Recht ansonsten eben nur noch als käufliche Ware angeboten wird.)

So werden wir uns gesellschaftlich immer weiter im Kreis drehen, solange wir an kompetitiven Strukturen und Mustern der Vergesellschaftung festhalten.

Vielleicht wirkt dieses Argument schon hinreichend überzeugend, um Menschen in einer fundamental freiheitlich und solidarisch arrangierten Gesellschaft davon abzubringen sich am Aufbau exklusiver ökonomischer Machthorizonte zu beteiligen.
Vielleicht braucht man letztendlich also keine Gewalt, um Menschen vom Ideal der offenen, solidarischen sozialen Vernetzung jenseits von Markt & Staat zu überzeugen.

Was wir mit hoher Wahrscheinlichkeit immer häufiger erleben werden, sind soziale Experimente, die in diese Richtung gehen.
Schließlich geht es um das Problem der ökonomischen Ausbeutung von “Commons”, das sich zunehmend als “Tragödie” erweist. (Der tragische Raubbau an der “Allmende“.)
Im Paradigma der totalen Vermarktung finden wir für das Problem der parasitären Ausschlachtung freistehender Ressourcen wenig plausible Antworten oder Lösungen.
Ein fundamentaler gesellschaftlicher Paradigmenwechsel steht an, weil die parasitäre Dynamik der totalen Vermarktung nicht nur unseren freien Willen/ nicht nur die Integrität unserer Handlungsmotive, sondern auch die Grundlagen unseres Lebens auf diesem Ökosystem (“Mutter Erde”) in Frage stellt.
Wenn wir meinen, dass es uns an Freiheit fehlt, dann geht es darum, den Kopf aus der Kiste der stumpfsinnigen Konditionierung auf manipulative Muster zu heben.
Wenn wir das nicht schaffen, können wir uns großspurige Ideen wie “Anarchie” oder “Herrschaftsfreiheit” (sprichwörtlich) aus dem Kopf schlagen.

Ich werde Dir meinen Kommentar zu Deiner Buchbesprechung bei Gelegenheit mal über Twitter oder facebook zukommen lassen. Wenn Du möchtest/ wenn Du Zeit und Nerven dafür hast, kannst Du darauf, was ich hier geschrieben habe gerne auch antworten.

Beste Grüße! 🙂
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ManU

Vegetarisch oder doch besser vegan? Sind Milch und Eier okay?

Dieses Video hat mich beeindruckt:

Sie bringt ihre Haltung und ihre ethischen Einsichten richtig gut rüber, spricht frei heraus, ehrlich, authentisch und sympathisch.

Ich selber hab’ mit 17 Jahren schon aufgehört Fleisch zu essen, weil mir einfach keine guten Gründe mehr eingefallen sind, warum ich das Tierleid in Kauf nehmen sollte, das einfach unvermeidbar ist, wenn ein Lebewesen sein Leben auf der Schlachtbank lässt.
(Tiere bluten und schreien, wenn sie geschlachtet werden. Das Leid von Tieren ist – der Form und dem Ausdruck nach – unmittelbar vergleichbar mit Leiden, die Menschen empfinden, erleben und zum Ausdruck geben, wenn man sie gewaltsam tötet. Die Ansicht, dass Pflanzen auch leiden, wenn man sie tötet und isst, halte ich für bedenkenswert und diskussionswürdig. Allerdings sind die Leiden, die Pflanzen empfinden, für Menschen und Tiere höchstens auf einer abstrakten Ebene einsehbar. Wenn wir das Leiden von Tieren hinnehmen wollen, dann müssen wir Strategien entwickeln, um empathische Instinkte auszublenden oder zu unterdrücken. Ich hätte wohl kaum ein Problem damit ein Tier zu jagen und zu essen, wenn mein eigenes Überleben davon abhinge, allerdings steht es uns aufgrund kultureller und zivilisatorischer Errungenschaften hier und heute frei, ob wir lieber Fleisch oder Gemüse essen wollen um satt zu werden. Wenn wir also trotzdem Tiere schlachten und essen, dann tun wir das aus kulinarischen Gründen. Ich möchte nicht für den gewaltsamen Tod von Tieren verantwortlich gemacht werden, nur weil das Fleisch vielleicht besser schmeckt, als fleischlose Alternativen. Das ist mir nicht Grund genug.)

Allerdings esse ich bisher (noch?) Milchprodukte und Eier. Und ich glaube auch, dass das im Grunde genommen ethisch vertretbar ist.
Ich kaufe Milch und Eier “aus guter Haltung”.
Und das wesentliche Problem, das ich dabei wahrscheinlich auch “ausblende”, ist, dass das fromme Versprechen auf “gute Haltung” auch in der Milchwirtschaft und im Legebetrieb nicht wirklich/ optimal eingelöst wird oder eingehalten werden kann.
Mein Gewissen hab’ ich bisher immer beruhigen können, mit dem Gedanken, dass eine ethisch korrekte, natürliche, tiergerechte & humane Milchwirtschaft doch zumindest theoretisch denkbar wäre:
Es wäre zumindest vorstellbar, dass Milchkühe ein Leben lang mit ihrer “Familie” oder Herde, mit den Kälbern und vielleicht sogar mit dem Papa Stier auf der Weide verbringen.
Anders als beim Fleischverzehr, bei dem ein gewaltsamer Tod des Tieres wohl unvermeidlich ist, könnte man also Milch für den menschlichen Verzehr abschöpfen, ohne die Kuh oder die Kälber zu schädigen, zu beeinträchtigen oder zu quälen und gewaltsam zu töten.

Ähnlich könnte man sich auch bei Legehennen eine naturnahe Form der Hof-Haltung vorstellen, bei der ein Überschuss an (vorzugsweise unbefruchteten) Eiern für den menschlichen Verzehr beiseite gelegt wird.

Das Problem ist, dass das Leben kein Ponyhof ist.
Unsere Wirtschaftslogik lässt diesen Traum vom optimalen Bauernhof platzen.
Wenn nach dem Muster Kostenminimierung und Profitmaximierung produziert werden muss, dann funktioniert kein Bauernhof auch nur annähernd so harmonisch und tierlieb, wie man sich das theoretisch vielleicht vorstellen könnte.

Deswegen muss ich mir wohl trotzdem vor Augen halten, dass die Milch eben in der allgemein üblichen landwirtschaftlichen Praxis kein ethisch einwandfrei vertretbares Produkt ist.
Aufgrund unserer Wirtschaftslogik und den damit einhergehenden (industriellen) Produktionsmethoden geht die Milchwirtschaft üblicherweise mit dem Leiden und dem gewaltsamen Tod von Kälbern einher.
Und die Produktion von Eiern lässt sich wohl leider auch in Bio-Betrieben nicht ethisch einwandfrei bewerkstelligen.
Auch wenn die Hennen, frei herumlaufen und im Optimalfall alle Küken, die ausgebrütet werden ein glückliches Leben auf dem Hof verbringen, so verzehrt man doch letztlich mit jedem Ei ein potenzielles Lebewesen.
Wenn ich das richtig sehe, dann ist der Verzehr von Eiern dann zumindest genau so ethisch fragwürdig wie Abtreibung.
Wenn man Glück hat, dann erwischt man aber womöglich ein unbefruchtetes Ei. Wenn man das sortieren könnte, dann wäre der Verzehr von Eiern vielleicht noch ethisch vertretbar, insofern keine “Kollateralschäden” an ausgebrüteten, männlichen Küken entstehen.

Aber das sind eben Wunschvorstellungen, die an der landwirtschaftlichen Praxis vorbeigehen.
Das muss ich wohl oder übel einsehen.

Also werde ich mir das auch mal gut überlegen, ob ich die aktuell üblichen Formen, der industriellen Landwirtschaft an der Kasse unterstützen möchte.
(Vielleicht klau’ ich dann in Zukunft lieber meine Milch und meine Eier… Zur Strafe für die absurde Misswirtschaft, … Unsinn, aber Trotzdem: Es ist schon bitter grotesk, wenn man sich vorstellt, dass das Tierleid eigentlich vermeidbar wäre, wenn man auf brutale, industrielle Produktionsmethoden verzichten würde, die sowieso nur zur sinnlosen Überproduktion landwirtschaftlicher Güter führen. Stichwort: “Milchseen”!
Da fragt man sich schon, ob es nicht möglich wäre, einen gewissen Überschuss an Kuh-Milch unter ethisch vertretbaren Bedingungen für den menschlichen verzehr zu abzuschöpfen, ohne Tiere zu schädigen.

Aber es gibt ja auch ganz passable Alternativen zu Kuhmilch. Ich hab’ sowieso neben der Milch immer schon Soja-, Getreide- und Hafer-Drinks im Kühlschrank (und drumherum).
Vielleicht lass’ ich die Kuhmilch in Zukunft dann auch einfach mal im Supermarkt stehen.
Und auf den Verzehr von Eiern kann man wahrscheinlich auch ganz gut verzichten.
Fehlt uns dann Eiweiß, oder ist das auch nur eine Legende der Ernährungsindustrie?

Solange man nicht allgemein davon ausgehen kann, dass wir (in naturnaher Symbiose mit Kühen und Hennen) Milch und Eier abbekommen, ohne Tiere zu schädigen, wäre es demnach ratsam, die Industrie zu boykottieren und damit im Sinne einer verantwortlichen Tierethik Zeichen zu setzen.

Wenn letztlich weniger Kühe auf der Weide stehen, dann werden auch weniger klimarelevante Treibhausgase produziert.
(Aber vielleicht ist das wieder ein Argument für’s Fleisch-Essen: Je schneller wir das furzende Vieh schlachten und aufessen, desto besser schützen wir das Klima unseres Planeten.;)

Free Lunch Society? Gedanken zum BGE/ Grundeinkommen

Durch den Film “Free Lunch Society” (von Christian Tod) rückt die Idee “Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE)” aktuell wieder in die öffentliche Aufmerksamkeit.

Die wesentlichen Argumente für ein bedingungsloses Grundeinkommen, die im Film thematisiert werden, halte ich sogar weitgehend für plausibel.
Es gibt zur Klärung der Positionen der BGE-Befürworter auch ein paar Interviews und Diskussionen mit Christian Tod, die man sich online (for free) ansehen kann.
Der Film läuft gerade (noch?) in den Kinos.

Ein kaum bestreitbares Argument gegen das bedingungslose Grundeinkommen ist die Aussicht darauf, dass bezahlte Lohn-Arbeit unweigerlich teurer werden wird.
Stichwort: Inflation.
Der Busfahrer muss nicht mehr Bus fahren.
Der Busfahrer wird zunächst als Arbeitnehmer in eine viel bessere Verhandlungsposition gerückt. Das scheint zunächst wie eine positive Entwicklung. Damit die Busse trotzdem fahren, muss man dem Personal mehr Geld bieten. (Nicht nur dem Busfahrer, sondern auch den Damen und Herren, die früh morgens sauber machen sollen, die die Busse reparieren und warten, etc.)
So wird der Preis der Fahrkarte zumindest auf lange Sicht merklich steigen.

Man kann also davon ausgehen, dass das Geld, das man geschenkt bekommt, zumindest auf lange Sicht wieder entwertet wird, sodass man immer mehr Geld verschenken müsste, damit das Grundeinkommen auch zur Sicherung gesellschaftlicher Teilhabe (wie gedacht) funktioniert.
Die Konsequenz regelmäßiger Geldgeschenke für das gemeine Volk ist schlicht eine zunehmende Steigerung von Lohnkosten, die zudem noch mit einer gesteigerten Warennachfrage bei Konsumgütern einhergehen wird.
Wenn Produktionskosten steigen und wenn zudem auch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen gesteigert wird, dann steigen auch die Preise.
Waren und Dienstleistungen werden also zunehmend teurer, wenn Bürger pauschal Geld vom Staat geschenkt bekommen.Viele kleine und mittelständische Betriebe werden erhöhte Lohnkosten schlicht nicht mehr bezahlen können und aufgeben.

Geld erhält seinen Wert dadurch, dass Menschen strukturell gezwungen sind, wert-schöpfende Arbeit zu verrichten. Die Last, die wir uns durch die Ausschüttung eines Grundeinkommens im besten Fall für einige Zeit von den Schultern nehmen könnten, die wird schließlich nach unten verlagert…
Wenn wir hierzulande alles ökonomisch einebnen, dann ist “unten” eben anderswo.Wenn die Produktion von Waren und Dienstleistungen bei uns zu teuer wird, dann arbeiten letztlich Leute für uns, die noch auf ein Einkommen aus (billiger) Lohnarbeit angewiesen sind. Das heißt, wir könnten einige Zeit mit der verschenkten Kaufkraft Waren aus dem Ausland importieren und einkaufen, aber (so traurig es ist) die Welt wackelt, wenn die strukturellen Zwänge ausgehebelt werden, die unserer ökonomischen Produktivität zugrunde liegen.Solange wir an Geld glauben, wird sich wenig ändern, in der Welt.

Wenn wir wirklich wollen, dass sich in der Welt etwas (zum Besseren) verändert, dann sollten wir uns bemühen Horizonte der gesellschaftlichen Interaktion und Kooperation aufzubauen, in denen Rituale der ökonomischen Verhandlung von Ansprüchen und Pflichten irrelevant werden.
Es geht demnach um die Frage, wie es uns gelingen kann, neue Muster der offenen/ transparenten, solidarischen Interaktion und Kooperation zu etablieren.
Vielleicht sogar ein viel radikalerer “Paradigmenwechsel”, der aber völlig unabhängig von politischen Entscheidungen und Beschlüssen ablaufen kann.

Eine dezentral organisierte Bewegung von unten wäre wünschenswert und in ihrer Wirkung viel überzeugender und nachhaltiger, als jede politische Maßnahme, die von oben herab beschlossen und durchgesetzt werden muss.

Vielleicht kann man durch geeignete Infrastrukturen der “sozialen Vernetzung” kommunikative Voraussetzungen schaffen, unter denen uns ein Verzicht auf Rituale der ökonomischen Kompensation nahegelegt, erleichtert und vereinfacht wird … ?
Darüber denke ich nach…

Die Abenteuer von Rick & Morty: Philosophischer Pessimismus & Zynismus

Ein Freund hat mir vorhin ein Video aus dem Youtube-Kanal von OPEN MIND gezeigt:

Es geht um die Cartoon-Serie “Rick and Morty”. Interessant fand ich das, weil hier philosophische Grundfragen in den Fokus gerückt werden. Zitiert werden existentialistische Philosophen, wie Albert Camus und Jean-Paul Sartre.
Manuel (Green Rabbit) & Simon (OPEN MIND) vertreten in ihrer Abhandlung der Thematik allerdings Positionen, die mir philosophisch fragwürdig erscheinen.

Eine pauschal pessimistische Abwertung unserer Existenz ist meiner Ansicht nach mindestens genauso absurd, wie Versuche dem Leben eine absolute & spezifische Sinnhaftigkeit zuzuschreiben.

Wenn Morty im Cartoon seiner Mutti erklärt, dass es objektiv keinen Sinn im Leben gibt (“Nobody exists on purpose… Everyone’s gonna die!..“), dann übersieht er doch, dass es schließlich und letztendlich überhaupt keinen zuverlässigen absoluten, pauschalen oder objektiven Bewertungsmaßstab für Sinn im Leben gibt. Der Maßstab zur Bewertung von Sinn und Bedeutung geht flöten, wenn der Kontext nach oben und unten unendlich/ undefiniert geöffnet wird.
Das “existenzielle Dilemma” ist im Grunde nur projiziert.
Die Projektion einer existenziellen Sinnkrise kann man als Konsequenz illusorischer Vorstellungen verstehen.
Ein Dilemma oder eine Krise erlebt man schließlich nur dann, wenn man an einem projizierten Anspruch auf einen objektiv ermittelbaren Lebenssinn festhält.
Der Anspruch ist offenbar fundamental irreführend und illusorisch.
Rick ist demnach eigentlich nicht desillusioniert und aufgeklärt. Er beantwortet die Frage nach dem Sinn des Lebens pauschal negativ und zynisch, weil er annimmt, dass seine pessimistische Einschätzung der Sinnhaftigkeit unserer Existenz das Ergebnis einer objektiven Einsichtnahme in höhere Zusammenhänge der Wirklichkeit ist.
Wenn Rick einfach nur gesunde Zweifel an der Objektivität seiner Wahrnehmung und Einschätzung zulassen würde, dann wäre es einfacher für ihn, seiner projizierten Sinnkrise zu entgehen.

Hört Euch mal an, was *Alan Watts* zu dem Thema zu sagen hat. Er vermittelt eine sehr entspannte, humorvolle Einstellung zur existenziellen Sinnfrage und zitiert unter anderem auch Camus in seinen Vorträgen.

Mir fällt jedenfalls nicht ein, wie man eine objektiv sinnvolle und pauschal gültige Antwort auf die Frage nach dem Sinn unserer Existenz finden sollte.
(Ist das nicht eine regelrecht absurde Fragestellung? Die Frage nach einem “Warum” in einem schwimmenden Kontext… Eine grundlose Suche nach Gründen im Unergründlichen?..)
Die pauschal negative, pessimistische Beantwortung der Sinnfrage ist jedenfalls mindestens genauso unsinnig, wie spezifische, spekulative Versuche positiver, optimistischer Sinnprojektion auf das Leben.
Man kann dem Leben vielleicht keinen absoluten Wert oder Sinn zuschreiben.
Mindestens genauso absurd ist es aber unserer Existenz Wert und Sinnhaftigkeit pauschal absprechen zu wollen!
Ist unser Leben/ unser Sein&Dasein nun (“sub specie aeternitatis“) verschwindend irrelevant, weil es (womöglich) eine sehr kurze, einsame und isolierte Episode in der Geschichte des Uni- oder Multiversums darstellt?
Oder ist diese Episode menschlicher Existenz auf diesem verschwindend kleinen Staubkorn namens Erde vielleicht gerade deswegen so unfassbar interessant und einzigartig, WEIL wir überhaupt keinen Vergleichsmaßstab für unsere isolierte Erfahrungswelt im großen, weiten oder gar unendlichen Kosmos finden können?
Wie man es dreht und wendet.
Es wäre absurd und naiv zu glauben, man hätte zu einer rationalen, vernünftigen Einsicht über den objektiven Sinn oder Wert des Lebens gefunden. Eine absolute Leugnung von Sinnhaftigkeit ist mindestens genauso irrational, absurd und naiv wie Versuche positivistischer Zuschreibung von Lebenssinn.

Die Frage nach der Einschätzung einer objektiven/ absoluten Sinnhaftigkeit, Bedeutung oder Wertigkeit unserer Existenz ist an sich schon absurd und unsinnig.
Fragen nach Bedeutung, Wert & Sinnhaftigkeit lassen sich jeweils nur im Rahmen spezifisch definierter Kontexte einigermaßen sinnvoll beantworten.
Das Problem ist, dass es schwierig ist einen absoluten Kontext zur objektiven Bewertung der Sinnhaftigkeit unserer Existenz zu finden. Das bedeutet, dass jeder Versuch dem Leben und der Existenz einen absoluten Sinn zuzusprechen oder abzusprechen als gleichermaßen absurd zu verstehen ist.
Das bedeutet wiederum, dass das Problem des Existenzialismus nur projiziert ist. Die Fragestellung selbst ist absurd.
Im Endeffekt geht es (für uns alle – im Leben -) darum, dass wir ein Lebensgefühl finden, das es uns erlaubt unser Leben als lebenswert zu empfinden.

Wenn man ein pauschales Motiv sucht, das man dem Phänomen Leben in der Betrachtung der gesamten Bandbreite kosmischer Existenz zusprechen kann, dann ist das letztlich vielleicht nur der Wille zur Fortsetzung des Lebens.
Zweifellos kann man als “kleinsten gemeinsamen Nenner” der Motivation aller beobachtbaren Lebensformen den Drang zur Selbsterhaltung und Fortpflanzung erkennen, der mit Prozessen der Mutation und Fortentwicklung einhergeht.
(Somit folgt das Phänomen Leben zumindest dem “Ethischen Imperativ” nach Heinz von Foerster: „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!“ )
Offenbar geht es darum den Spielraum der möglichen Erfahrungswelten immer weiter auszubauen und nach oben zu öffnen.
Auch wenn man auf ein zu erwartendes Ende dieser stetigen Fortsetzung und Fortentwicklung des Lebens blicken möchte, kann man sich ein 5-dimensionales Konstrukt von Raumzeit vorstellen, in dem alles, was sich im Rahmen der kosmischen Entfaltung zugetragen und verwirklicht hat für alle Ewigkeit als Raumzeit-Struktur “niedergeschrieben” bleibt.
Nur wenn man an einer naiven Vorstellung von Raum und Zeit festhält, in der Vergangenes für ewig im Fluss der Zeit untergeht, kann man melancholischen, pessimistischen Gefühlen der Trauer über Tod und Vergänglichkeit anheim fallen.
Das ist unter Umständen der fundamentale Irrtum des Philosophischen Pessimismus (Zappfe, etc…)!
Pessimistische Gefühle im Hinblick auf Sinn oder Unsinn unserer Existenz sind alles andere als objektiv/ sachlich und aufgeklärt. Eine Melancholie dem Leben gegenüber resultiert aus einer sehr subjektiven, isolierten und eingeschränkten Betrachtung der Welt. Plausible Gründe für eine melancholische & pessimistische Lebenshaltung sind in jedem Fall in enttäuschten (illusorischen) Ansprüchen an das Leben zu suchen.

In jedem Fall ist es naiv & (im ursprünglichen Wortsinn) idiotisch, das eigene subjektive Lebensgefühl als absolut vernünftig, illusionsbefreit und sachlich zu begreifen.
Vielleicht ist die hartnäckigste Illusion, der wir regelmäßig anheim fallen, die Annahme, dass wir eine rein sachliche, objektive Position in der Bewertung von Sinnzusammenhängen einnehmen können.

Wir schützen uns bereits davor, in die tragische Falle einer existenziellen Sinnkrise zu tappen, wenn wir uns nur der absurden Anmaßung enthalten, aus unserer begrenzten, isolierten Perspektive heraus einen pauschal gültigen Maßstab absoluter Bewertung der Sinnhaftigkeit unserer Existenz finden zu können.

Weird belief systems: Flat Earth

This is such an awesome video. I love it! ❤
Suni Williams tours the ISS with a camera:

I recently tried to discuss this video with people who apparently choose to believe that we live on a Flat Earth and claim that “outer space is a ficticious concept“. Of course they have compelling explanations of how NASA faked all this material.

I’m aware that most so-called “Flat-Earthers” are just trying to pull a leg (Poe’s Law!), but there are (at least some) people who seem to fall for the joke and I’m not yet sure what we can learn from the phenomenon of genuine Flat Earth believers…
The phenomenon sure can be regarded as a demonstration of freedom. It shows that we are free to believe that we are living on a Flat Earth and that we are being fooled by an evil organization of liars… We can believe that we are victims of a generation spanning conspiracy.
People are free to believe that. I only worry for the people they might influence and drag into their paranoid belief system.
I can only hope their children will have easier ways of finding out for themselves on what sort of a world we’re living on.
Although it is actually already pretty easy to gain a basic understanding of our planet’s shape and movement, already…

This Vsauce video (for example) is also breathtakingly awesome and educating:

I just wonder what drives people to fundamentally doubt and question all that we have learned and achieved as a society/ as a civilization (so far) without any really plausible reason, whatsoever… It might be true, that people just feel overwhelmed and deeply frustrated… That might be a psychological explanation why people tend to adopt very paranoid and extravagant belief systems. It makes them feel special/ It makes them feel as if they had found out a very significant truth…
But on the other hand: If they really believe in what they have “found out”, that would make everyone else either a liar or a fool… And if they believe that they are the only ones who know the truth and everyone else is either evil or stupid, that is clearly a sign of a personality disorder: That is something I’d title as “overbearing narcissism”.
:/ In order to experience a sharper edge of identity, people choose to believe in a truth beyond what everyone else is believing. Special beliefs (in this sense) seem to be experienced like a drug. A drug that enhances a sense of significance and identity.
I tend to worry about where this is leading… Perhaps I worry too much.

Maybe it helps to relax and go out and just watch a beautiful sunset.

Schutz des Urheberrechts – Ein politisches Anliegen. – Was steht dahinter?

Ein Witz über Filmpiraterie hat mich gerade zu dieser (älteren) Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführt:

“… Ich weiß, dass wir eine gesellschaftliche Diskussion brauchen, die deutlich macht: Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt. Dieses muss immer wieder deutlich gemacht werden…” (meint Mutti Merkel, // 2011?)

Muss es das?
Warum eigentlich?

Jedes mal, wenn ich mir so etwas anhöre, denke ich mir:

Ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel ist so wichtig wie nie.

Heute hört sich das Gerede über den “Schutz von Urheberrecht” noch viel unsinniger an, als bereits vor 6 Jahren…
Wie viele Menschen müsste man sinnlos bespitzeln, kriminalisieren und bestrafen, wenn man in diese Richtung weiterdenkt..?

Die bestehenden rechtlichen Vorschriften und Konflikte um das Urheberrecht sind ein gefundenes Fressen für parasitäre Anwälte, die ihren Lebensunterhalt damit [bestreiten], Kinder im Internet zu bespitzeln und Familien durch juristische Drohbriefe zu erpressen.

Dass Künstler kaum vom Verkauf ihrer Werke auf reproduzierbaren Medien leben können, daran sind nicht die Raubkopierer schuld. Wir werden überschwemmt mit Filmen, Musik und Spielen… und das große Geld landet (wenn überhaupt) letztlich auch nur bei den größeren Verlagen, Filmvertrieben, Medienkonzernen und Produktionshäusern.

Wie könnte man sich gesellschaftlich Wege aus diesem Dilemma erschließen?

Die diskutierte Problematik “Urheber- & Vermarktungsrecht” ist schließlich nur deshalb relevant, weil wir grundlegend darauf konditioniert werden Rechte und Ansprüche voreinander in Ritualen ökonomischer Kompensation und Rechtfertigung auszuhandeln.
In der Regel müssen wir voreinander Ansprüche auf Teilhabe und Unterstützung im Ritual der Preisverhandlung und Bezahlung legitimieren.
Daher erleben wir selbst auch nur im Ausnahmefall die Freiheit eigene Leistungen unabhängig von der Aussicht auf wirtschaftliche Kompensation anbieten zu können. Wir müssen uns bezahlen lassen, weil wir andere bezahlen müssen. Es darf kein Weg an der Kasse vorbeiführen.
Der Wunsch von Künstlern, Autoren, Musikern und Filmemachern den Austausch von digital reproduzierbaren Informationen einschränken, reglementieren und kontrollieren zu können, ist daher im Paradigma der ökonomischen Kompensation und Rechtfertigung also klar nachvollziehbar.

Die Situation wäre eine völlig andere, wenn wir uns auf konsequent solidarische Formen der sozialen Integration und Vernetzung einlassen würden:
Wenn wir uns nämlich so arrangieren, dass wir unabhängig von wirtschaftlichen Kompensations- und Rechtfertigungsritualen mit Unterstützung und Teilhabe rechnen können, dann könnten wir auf hilflose, reaktionäre Forderungen wie die Sicherung urheberrechtlicher Einschränkungen verzichten.

Wenn wir uns von Grund auf offen und solidarisch vernetzen würden, könnten wir auf das manipulative Spiel der Vermarktung verzichten. Dann müssten wir uns um Probleme wie den Schutz des Urheberrechts keine Sorgen mehr machen.
Dann könnten prinzipiell alle künstlerischen Werke, digital frei geteilt und verfügbar gemacht werden, ohne dass jemand dabei ernstlich zu Schaden käme oder um den Verlust von Investitions- und Versorgungssicherheiten fürchten müsste.
Solange wir unsere gesellschaftliche Teilhabe aber weiterhin durch Rituale der wirtschaftlichen Kompensation voreinander rechtfertigen müssen, blicken wir auf eine problematische und hochgradig konfliktträchtige Zukunft. Dann müssen wir unsere Vermarktungsrechte verteidigen und Menschen kriminalisieren und verfolgen, die sich frech über urheberrechtliche Einschränkungen hinwegsetzen. Und was sind das für niederträchtige Menschen, die so etwas tun? Vielleicht Menschen, die im Paradigma der ökonomischen Abgrenzung und Rivalität versagt haben. Vielleicht Menschen, die auf der Strecke geblieben sind, keine hinreichende Bildung oder Förderung erfahren haben… Menschen, die einfach keine Arbeit mehr bekommen, weil ihre Leistungen durch die Folgen der Automation und Digitalisierung überflüssig geworden sind. Vielleicht Menschen, die im Alter viel zu wenig Rente ausbezahlt bekommen, als Folge der strukturellen Veränderungen die wir aktuell erleben.

Solange wir aber am Paradigma der ökonomischen Kompensation und Rechtfertigung festhalten, werden diese massiven Probleme unseren gesellschaftlichen Alltag bestimmen.
Menschen werden durch ein Raster geschubst und prallen aufeinander… verletzen sich und landen im Dreck.
All das muss ja eigentlich nicht sein.
Wir geraten offenbar immer mehr aus der Balance, wenn wir uns versteifen und erstarren.

Es kommen Probleme auf uns zu, die unsere gesellschaftliche Stabilität bedrohen.
Wenn wir einen Kollaps verhindern möchten, dann geht es nun darum dass wir uns gesellschaftlich weiter bewegen.
Es wird Zeit die Idee “social networking” ein Stückchen weiter zu denken.
Offene, solidarische soziale Vernetzung zur Überwindung eines verkrusteten, toxischen gesellschaftlichen Paradigmas.
Vielleicht ist das der sprichwörtliche nächste Schritt, der notwendig ist, um die Gesellschaft vor dem drohenden Zusammenbruch zu bewahren.

Das ist vielleicht aber auch weniger eine Forderung, die man an eine politische Führung richten könnte. Es geht letztlich darum, Strukturen gesellschaftlicher Kommunikation und Vernetzung in unserem Alltag zu etablieren, in denen uns solidarische Formen der sozialen Interaktion und Problemlösung jenseits der Bezugnahme auf das Kriterium Wirtschaftsmacht nahegelegt werden.

Simulacron3? A collection of thoughts & ideas on Simulated Worlds/ Simulation Theory & the Simulation Argument

0:47 “… in my view it is necessary and sufficient that the universe is some kind of a computer in a pretty literal sense…” (Joscha Bach)

Yesterday (2017-07-19), I found this BigThink video with Joscha Bach (@Plinz), who talks about Elon Musk and how we are supposed to evaluate whether or not we are living in a real universe® or a simulated/ virtual world.

In his talk he proposes certain arguments to explain why he doesn’t believe that we are living in a virtual or simulated universe.

Joscha paraphrases Nick Bostrom’s “Simulation Argument, when he talks about Elon Musk. (See also: http://www.simulation-argument.com)

Joscha’s first argument against the notion that this universe could be simulated seems to reflect our fears of decay and dying. He says that (a successive increase in) “entropy” would not be a feature that he would implement in a Simulated World.
He argues that it would be better to have a world that can forget it’s previous state.
I would argue that perhaps what he considers a flaw could be understood as the essential challenge in this “Game of Life“.
At least we could think of reasons to argue that a universe without birth, decay and death would make life itself pretty much pointless.
And maybe a world Simulation (like ours?) could be rewound.
Perhaps we do have “save points” of some kind, perhaps the Simulators can rewind the Simulation without anyone in the Simulated World taking notice.

But as far as I understand Joscha’s perspective, his main objection against the consideration that we’re maybe living in a simulated world is the level of detail that this universe seems to include.

To my mind, the question arises:
What do we know..?!
How do we know anything about how “base reality” looks or what it feels like?
(Perhaps “base reality” even has extra dimensions/ extra degrees of freedom that make no sense at all on our 3 dimensional world or “brane”.)
It’s hard to tell or assess – objectively – how detailed our reality is.
It’s hard to compare our world of experience with another.

Joscha seems to worry that a simulation as detailed as ours would probably run very slow, even on an incredibly fast computer.

But that is not a problem that would concern the inhabitants of a simulated reality.
Beings in a simulated universe don’t have any idea of how fast or how slow the simulation is running. They are experiencing “frame” by “frame” (or impression by impression). No matter how fast or how slow the reality is “rendered”.
Each (holographic/ sense perception feedback) “frame” in the simulation could take years or centuries of rendering time in the simulators’ reality and in the simulation there would be no perceivable lag at all.
Perhaps the simulator entities in “base reality” are very patient. 😉 … or it’s not so hard or expensive for the entities in “base reality” to simulate a believable world for a virtual mind, after all..?

A simulation doesn’t even need to plot out each and every detail of a counterfeit cosmos.
Think of a dream! Our minds are naturally equipped with “machinery” that produces a virtual reality that seems real or believable (at least to some degree) for the dreamer. Just think of what that implies! Simulated worlds are indeed natural! And from our experience of dream states we can undeniably conclude that there are other levels of mind [within or beyond our brains?] that are capable of fooling our conscious selves, even into believing really crappy dream worlds!

Detail is not a problem. The simulation can even make us dumb enough to overlook or forget badly rendered details or aspects in the simulation.

Again: Let’s think about our dream and waking states! I often wake up from dreams that are so weird and absurd that I can’t even believe how I could not realize that I was in a dream. But in the dream state I was apparently stupid enough to believe anything.

And perhaps the most important point is:
Not an entire world, but only the observer’s point of view needs to be simulated in detail.
And we can only say how detailed our world is if we take a step to the side and compare our universe or reality with another universe or reality… no matter if virtual/ simulated or “real” (whatever that means…)!

A believable simulation would only have to form some kind of consistent “stream of consciousness”…
A single flow of sense input and feedback with a (virtual) environment would suffice to create a believable simulated world for one conscious observer entity… (The simulation does not need more. This is indeed a solipsist point of view, but all other entities in the simulated universe could be part of the simulation and may not be in any way subject to an “illusion” or even “aware” or actually conscious of anything.)

I haven’t made my mind up on this interesting/ thrilling philosophical issue so far. But I tend to think that unanswerable questions don’t really matter that much.
We basically have to deal with existence or reality the way it presents itself to us.
Or what would be the alternative? (paranoia?/ hysteria?/ depression?/ lethargy?..)

And who knows… maybe we will wake from our slumber one day and really laugh about the absurd dream that we took for absolutely “real®”.
In essence, dreams are usually a chance to get to know ourselves better: Dreams are about our relationships. In dreams we are confronting our emotions, testing our reactions and plumbing the depths of our subconscious. And that might just be the point in the entire Cosmic Dream.

Perhaps It (Reality®/ the Cosmos©?) is dreaming Itself up from our particular point of view to get to know and understand Itself better from all possible points of view..?

And perhaps we will never be able to tell beyond any shadow of a doubt what is (absolutely/ objectively) “real” and how much is filtered/ distorted/ dreamed up or “illusory”…

David Cronenberg’s 1999 film eXistenZ is a very twisted and disturbingly violent film, but it’s precisely about the difficulty to discern a “realistic” Simulation from Reality (or Hyperreality?):::
[SPOILER WARNING! skip if you don’t know the film yet… or watch it from the beginning!]

Eternity? Alpha meets Omega?
(A simulation within a simulation within a simulation?.. Is that perhaps even the natural life cycle of universes?.. worlds simulating or seeding new worlds? … perhaps even in some sort of retrocausal dynamic circle?..)
SNAP the first the last Eternity – YouTube :::

“Talking ’bout the way things started out, gonna end the same…”

Alan Watts explains the idea referenced above:

Here’s Bostrom’s point of view in more detail:
Nick Bostrom – The Simulation Argument (Full) – YouTube

▶(Watch it!)

UPDATE/
Addendum (2017-07-23)

Don’t get me wrong!
I’m not writing this article to advocate some fancy new theological concept.
I don’t mean to sell the idea that we might actually be living in a counterfeit world, a “Matrix”-like simulated reality or some kind of virtual environment.

What I experience feels very real to me and I could hardly imagine a world that would feel more real or realistic than this one.

And that is perhaps the essential point in my ramblings.

If we’re really living in some sort of a virtual/ simulated world, we couldn’t even tell what a world outside of the simulation may look like or how it would feel to exist on the next higher plane of reality.
As simulated people we couldn’t even be sure that we’re in any way similar to our simulators.
As simulated entities, we wouldn’t be able tell if we’re simulated or not and we wouldn’t be able to draw any meaningful conclusions from our observations in the simulation that would tell us anything about a reality beyond our boundaries.

Everything in the world of the simulators could be completely different and hardly even comparable to our own world of experience.

This point of view would undermine the “Simulation Argument”, which assumes that a simulated world would basically be conceived as a reproduction of the real world.

What if simulators in a “technological mature” civilization would be inclined to create simulations of various experimental environments that are nothing like an “ancestor simulation”?

We could already think of very simple simulated worlds, where entities have limited degrees of freedom compared to our own.
We could already create some sort of 2 dimensional digital worlds, where flat creatures happily live their flat lives without any concept whatsoever of vertical movement. The simulated “Flatlanders” wouldn’t have any idea of how it feels to move “up” or “down”.

In the same way our world of experience could be embedded in a reality with fundamentally different degrees of freedom or much more complex levels of detail.

But on a purely mathematical basis, we could also run simulations of worlds on our computers that add a dimension or a degree of freedom to the simulated world.
We could simulate (to some extent) even worlds that seem more complex (or more detailed?) than our own.
Perhaps these more detailed multidimensional worlds would be harder to compute and would probably run much slower than “real time”, but it doesn’t matter for the entities in the simulation how long it takes for us to render a minute of their experiences. As long as the simulation stays consistent, the entities in the simulation would happily go on living their simulated lives.

This means that we cannot simply judge or conclude from our perceptions/ observations and experiences, whether a world beyond our own would be more or less detailed than our own.
There is, however, “Ashby’s Law of Requisite Variety“, which is actually known as the “1st law of cybernetics”, but to my mind it is also very  relevant to the problem of complexity in simulated worlds.
See: https://en.wikiquote.org/wiki/W._Ross_Ashby#Part_2:_Variety 
As far as I understand its implications, we would have to provide suitably complex means of computation if we wanted to simulate wider worlds with more degrees of freedom or even deeper levels of detail than our own.

We probably wouldn’t be able to “render” or calculate a minute of a more complex reality in a minute of our own reality. We would need more computing time to simulate more complex worlds.

So, the metaphor of a “Russian Doll” still seems applicable in this sense.
There are limits to what we could simulate in a given frame of time and as far as I can tell, these limits would necessarily increase for the entities in the simulated reality. (A simulation within a simulation/ a “nested simulation” will either be reduced in complexity and detail or would run much more slowly.)


We could speculate a lot about “other worlds”, beyond our world of experience, but we can hardly draw any meaningful conclusions from our own observations that would tell us anything about a world beyond our own.

We’re always confronted with the basic epistemological question:
What can we really know?

Only by the grace of “higher beings” would we be able to find out anything about a “higher reality”. Only if our simulators wanted us to know, we would learn that we are simulated people.
And we should even be skeptical about miracles or revelations.
Anything that is “revealed” to us could be part of the illusion and only help to distract us more from a possible insight into a more fundamental truth or reality.

It isn’t easy, being a simulation… keep it real! 😉

“& the important thing to remember is that THIS SIMULATION is a good one…” (Reggie Watts)

Persönliche Lebenserfahrungen mit Alkohol, Drogen, Psychedelika (LSD). Experimente, Erlebnisse, Umgang, Aufprall, Reflexion & Abstinenz

(Ich schreibe mir hier einfach mal meine bisherigen Lebenserfahrungen ehrlich und offen von der Seele. Bitte nicht erschrecken! Ich will mich kurz fassen, aber das ist unvermeidlich ein längerer Text geworden.)

Ich hab’ eigentlich lange schon darüber nachgedacht, meine persönlichen Erfahrungen mit Drogen und Psychedelika aufzuschreiben. Es geht dabei mehr um die Erfahrungen, als um mich selber… Und vieles davon ist auch schon lange genug her, sodass ich hier und heute darüber mit dem notwendigen emotionalen Abstand schreiben kann.
Vielleicht gibt es Menschen, die das interessiert und unter Umständen kann ich dem einen oder anderen sogar helfen, ähnlich ambivalente Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen zu verarbeiten.

Wenn ich ein Fazit aus meinem bisherigen Leben ziehen kann, dann ist es wohl das:
Lass’ los, was Dich kaputt macht!

Ich habe recht früh schon Erfahrungen mit Alkohol (und Drogen) gemacht.
Schon mit 14 und 15 Jahren wiederholt komplett besoffen über den Lenker von meinem Mountainbike gestürzt und habe immer noch fehlende Ecken an den Schneidezähnen…
Wir sind am Wochenende immer mit Freunden zum Saufen in den Wald gefahren… mit billigem Whisk(e)y und Schnaps (+Nirvana, Industrial und Sk8-Punk.)… wie bekloppt.

Einer meiner besten Freunde (damals) ist einige Jahre später (als wir ca. 16/17/18 Jahre alt waren) schon stark alkoholabhängig geworden und betrunken in den Unterricht gekommen.
Der Kontakt mit ihm ist irgendwann abgerissen. Ich glaube er war dann auch lange weg in Therapie… Ich kann nur hoffen, dass es ihm heute besser geht.
Einer meiner Brüder ist seit einigen Jahren akut alkoholkrank. Er war bis vor ein paar Wochen noch in Therapie und hat leider vorzeitig wieder abgebrochen. Seine Wohnung hat er vor einiger Zeit schon verloren und er ist hoch verschuldet. Zur Zeit habe ich ihm mein Zimmer zur Verfügung gestellt…
(Alkohol ist eine extrem riskante, widerliche Droge. Wenn man nicht aufpasst frisst der Alk die Seele des Menschen, würgt sie hoch und kotzt sie säuerlich und halb-verdaut wieder aus. Mit Alkohol hat er immer wieder emotionale Abstürze… wird aggressiv/ destruktiv, wenn er trinkt. Er leidet unter Panikattacken und Angststörungen… Die Situation momentan ist nicht leicht, aber ich komm’ klar. Ich bin selber kaum mehr zuhause. Hab’ mich ausquartiert. Ich hoffe, dass er wieder seinen Weg findet… Gestern hab’ ich ihm vorgeschlagen zusätzlich zu regelmäßigen Therapiestunden und Gruppensitzungen vielleicht mal Yoga zu lernen… Wäre eine Idee! Tai-Chi, meinte er… irgendwas, was ihn wieder locker macht, was seine Perspektive erweitert und die Löcher in der Seele repariert.)

Mein Interesse an (psychedelischen) “Drogen” ist ironischerweise durch mein Interesse an Spiritualität entfacht worden. Ich habe mir Bücher von Tim Leary & Alduous Huxley geholt, Jahre bevor ich psychoaktive Substanzen/ Psychedelika (Cannabis & LSD) probiert habe.

Ich war sicher nie der typische Kiffer. Das erste mal, als ich mir einen Kanten Haschisch geholt habe, hab’ ich das komplett überdosiert. (2 Gramm in den Kaokao gerührt!)
Ich bin daraufhin mit ein paar völlig ahnungslosen, nüchternen Freunden und Klassenkameraden in die Stadt gefahren und in irgendeiner kleinen Disco gelandet, wo ich mich fast verlaufen habe. Ich glaube ich war im Zombie-Modus. Ziemlich peinlich.
Insgesamt war das ein beinahe traumatisierender, stark psychedelischer Rausch.
Ich hatte auch ein paar angenehmere Erfahrungen, aber ich mochte Kiffen/ Haschisch-Rauchen nie so wirklich, weil ich immer den Eindruck hatte, das macht mich paranoid und verklebt meine Sinne. Meine besten Freunde, mein Mitbewohner und meine Freundin, bei der ich zeitweise gewohnt habe, waren Dauer-Kiffer. (Die waren locker und freundlich, solange sie ihren Pegel gehalten haben. Wenn sie nichts zu rauchen hatten, gab es Stress. Dann waren sie angespannt, genervt und aggressiv. Ich hab’ das Kiffen irgendwann komplett sein lassen, weil ich gemerkt habe, dass es mich nicht sonderlich erbaut oder ‘high’ macht. Eher im Gegenteil.)

Meine Erfahrungen mit Psychedelika waren überaus ambivalent.
Mit LSD (und Amphetaminen) habe ich sprichwörtlich “Himmel & Hölle” erlebt.
In gewisser Hinsicht waren das vielleicht sogar die intensivsten “spirituellen Erfahrungen”, die ich bisher erlebt habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die “psychedelische Erfahrung” dem Zustand des “Samadhi” sehr nahe kommt.
Das waren prägende Erfahrungen, die ich kaum aus meinem Leben wegdenken kann.
Dieses Experiment kann ich aber niemandem empfehlen, weil ich Jahre gebraucht habe, um meine intensiveren Eindrücke und Erlebnisse und Gedanken zu verarbeiten und ich kann auch nicht sagen, ob mein Leben ohne diese Erfahrung besser oder schlechter verlaufen wäre. (Ich habe die Vergleichsmöglichkeit ja nicht…) 

Es gibt ein sehr aufschlussreiches Kommentar über die LSD-Erfahrung von dem bekannten amerikanischen Autor und Religionswissenschaftler Alan Watts :::

(englisch)

1:37 “I don’t think You’ve gone into this deeply enough. […] This drug is something You have to learn how to use…
[… 3:01 :]
I was very embarrassed by this, because I thought, gee, You cannot get mysticism out of a bottle…

// but –> 3:17 “When Timothy Leary got in the act, all caution was thrown to the winds and he thought […] everybody ought to be turned on… I wasn’t so sure about that… I wouldn’t say everybody ought to…”

Ich hatte den Eindruck, dass es den Erfahrungen sehr nahe kommt, die ich von Zen-Buddhisten, Mystikern und spirituellen Lehrern als “Samadhi” oder als transzendentale Bewusstseinserfahrung vermittelt bekommen habe.
(Andersherum könnte ich auch sagen: Das, was man in buddhistischen, spirituellen und mystischen Texten lesen kann, spiegelt in vielen Aspekten das wieder, was ich in der psychedelischen Erfahrung erlebt habe.)
Allerdings ist es so, dass ich mich wie unvermittelt und unvorbereitet in diese transzendentalen Bewusstseinszustände “geschubst” gefühlt habe. Anfangs (bei relativ geringer Dosierung) waren die Zustände und Erlebnisse, die ich auf LSD erfahren habe, inspirierend und erhellend, über jede Beschreibung hinaus.
Meine gesamte Umwelt empfand ich wie belebt und beseelt und (übersinnlich) verflochten. Und es war in gewissen Zuständen schwierig zu sagen, ob man selbst ‘in der Welt’ ist, oder ob die “Welt”, die man erlebt gleichsam aus dem eigenen Sein & Selbst heraus-strömt.
Alles war wie verbunden, verflochten und eins… Grenzen zwischen ich/ Selbst und Umwelt verschwommen…
Ab einem gewissen Grad der ‘Immersion’ in diese Zustände erschien mir die Erfahrung jedoch ‘verdächtig’ und zunehmend unangenehm und beklemmend. Ich hatte den Eindruck, dass ich auf eine unheimliche Weise unmittelbar “verantwortlich” war, für alles, was sich ereignet. (Eben auch für Peinliches und Unangenehmes…) Und diese gefühlte “Verantwortlichkeit” hat mich erdrückt. Ich hatte den Eindruck eine Welt zu tragen, die ich (in meinem spirituell unreifen oder unreinen Zustand) nicht tragen konnte. Mir ist alles, was ich erlebt habe (sozusagen) ziemlich nahe gegangen  und ich habe alles, was passiert ist, sehr persönlich genommen, auch wenn es objektiv wahrscheinlich nicht viel mit mir zu tun hatte. (Peinliche Selbstentgrenzung.)
Ich hatte die beunruhigende Sorge, dass ich durch mein Denken und Fühlen die Integrität der Realität (oder die Konsistenz meiner Wirklichkeit) stören oder verzerren oder gar zerstören könnte. In diesem (durchaus psychotischem) Zustand sind mir sehr ‘niedere’ Wesen begegnet… Ich bin auf meinen Trip Menschen begegnet, die auf mich seelisch stark entstellt und entfremdet gewirkt haben. Es war wie ein Abstieg in niederste Ebenen der Wirklichkeit. (… höllisch… verstörend… traumatisierend…)

Wo Anfangs alles befreit, geordnet und freundlich, tanzend und farbig und ästhetisch gewirkt hat, da war ich plötzlich umgeben von Schmutz, Hässlichkeit, Wahn, Chaos und Krankheit. Sogar Gerüche wurden beißend, künstlich und unangenehm. Und ich hatte den Eindruck, dass ich auf spiritueller Ebene “schuld” an diesem Fall oder Abstieg war.
Dabei hat es auch nicht geholfen, dass ich mit 18/ 19 Jahren von meinem Vater ordentlich Prügel bezogen habe, als ich einmal komplett überspannt und durchnächtigt auf Pervitin/ Amphetamin und LSD zuhause einkehren wollte.

Amphetamin und “Ritalin” (Methylphenidat) habe ich später sogar fachärztlich verschrieben bekommen, als ich vom Neurologen ein “Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom” (ADHS/ ADS) diagnostiziert bekommen habe.
Mit Amphetaminen hatte ich weniger üble Erfahrungen (Schlafdefizit kann allerdings ekelhaft sein!). Im Endeffekt hatte ich auch den Eindruck dass Ritalin mich in eine Art “Tunnel” schickt. Ich hatte auf Methylphenidat oft überhaupt keine Lust, Menschen zu treffen. Sogar wenn das Telefon geklingelt hat, war ich genervt.
Irgendwie hat sich mein Hirn auf Dauer auch vergiftet angefühlt und ich hab’ auch das Ritalin abgesetzt und Amphetamine sein lassen.
Der berüchtigte “Abtörn” auf MDMA oder “Ecstasy” war mir irgendwann auch zu anstrengend.

Ich hatte auf meinen späteren LSD-Erfahrungen oft den Eindruck, dass ich andere Menschen ‘denken hören’ konnte. Auch diese Erfahrung hat mich zunächst beeindruckt aber letztlich auch schockiert und tief beunruhigt.
Ich war mir darüber bewusst, dass derartige Erfahrungen ein klassisches Anzeichen einer Psychose sein können. Deshalb habe ich mich immer dagegen gewehrt, zu sehr auf diese Erlebnisse einzugehen. Ich hab’ darüber kaum gesprochen. Ich bin sozusagen in Sicherheitsabstand zu diesen Eindrücken gegangen, indem ich mir immer vor Augen gehalten habe, dass es sich eben mit hoher Wahrscheinlichkeit um Halluzinationen handelt und dass lediglich die Grenze zwischen Traum- und Wachzustand aufgeweicht zu sein scheint.

// Ungeachtet dessen gibt es aber durchaus Anzeichen dafür, dass zumindest etwas dran ist, an dem Phänomen, das man als “außersinnliche Wahrnehmung” bezeichnet.
Schließlich hat das Leben ständig nachgebessert und neue Sinne entwickelt. So sind stetig immer wieder neue Erfahrungswelten entstanden. 
(Neue Sinne erweitern die Wirklichkeit: Vor der Entstehung von Augen, gab es keine Farben… Vor der Entstehung von Ohren, gab es keine Klänge… Vor der Entstehung von Nasen gab es keine Gerüche… etc.)
Der Prozess der Evolution ist sicherlich nicht abgeschlossen und wer weiß, welche ungeahnten Erfahrungswelten sich selbst-bewussten Lebensformen noch eröffnen. Alles, was messbar ist, kann prinzipiell wahrgenommen werden. Wenn Gedanken elektrisch messbar sind, spricht prinzipiell nichts dagegen, dass Lebensformen auch einen “siebten Sinn” entwickeln. Vielleicht gibt es diesen Sinn eben schon längst. Zumindest gibt es sehr interessante Studien zu Haustieren (Katzen und Hunden), die einen Sinn dafür zu haben scheinen, wann ihr Herrchen heimkehrt. Es gibt auch anständige wissenschaftliche Studien, die das sogenannte Psi-Phänomen an menschlichen Testpersonen untersuchen.
Das ist sicher auch wichtig, dem Phänomen nachzugehen. In Sachen Forschung darf es keine Tabus geben.  //

Inwiefern meine eigenen Wahrnehmungen illusorisch gewesen sind, kann ich nicht zweifelsfrei sagen, aber alleine die Idee einer ‘telepathischen Parallelgesellschaft’ hat mich noch lange beschäftigt.
Ich war schockiert von den Implikationen der Idee, dass es vielleicht tatsächlich Menschen geben könnte, die ganz selbstverständlich telepathisch kommunizieren. (Siehe: “Shining“!.. ?)
Ich habe mir gedacht, dass es in diesem Fall denkbar wäre, dass ein gewisser Teil der Menschheit mit “evolutionärem Vorsprung” eine Art Parallelgesellschaft bildet. Womöglich gibt es Menschen, die (spirituell/ genetisch) vielleicht ein Stück weiter entwickelt sind, als ‘gewöhnliche Menschen’. (homo sapiens/ homo superior?)
Oder ist es sogar umgekehrt? Sind die Menschen, denen der “siebte Sinn” fehlt, vielleicht sogar die “Zurückgebliebenen”..? Bin ich vielleicht sogar Teil einer seelisch behinderten oder spirituell zurückgebliebenen Minderheit und niemand sagt es mir..?
— Das waren die Gedanken, die mir lange Zeit vorgeschwebt sind.

Unangenehm wurde insbesondere das Gefühl, das ich erlebt habe, wenn ich Freunde und Nahestehende verdächtigt habe, in dieser Hinsicht grundlegend unehrlich mit mir zu sein. Ich habe den leisen, quälenden Verdacht gehegt, von jeher belogen worden zu sein, was unsere soziale Wirklichkeit angeht… Mich hat in gewissen Situationen der Verdacht beschlichen, dass viele meiner Freunde und Bekannten und Angehörigen vielleicht sogar zu einer höher entwickelten Klasse Menschen gehören, die durch eine telepathische Begabung ‘eingeweiht’ sind, in einen Kreis der Gesellschaft, der mir bisher verschlossen geblieben ist. (Das ich davon nichts mitbekommen konnte, versteht sich aus dem naheliegenden Grund, dass Telepathen niemals über das Phänomen der Telepathie reden müssen. Lautsprache benutzen die vielleicht nur, um mit “Untermenschen” zu kommunizieren und für diese den Schleier einer Normalität zu wahren. [?])

Dieser paranoide/ schizophrene Gedanke hat mich lange seelisch beeinträchtigt und gehemmt, bis ich gelernt habe, dass auch das ziemlich egal ist:
Ich muss in jedem Fall mit der Welt umgehen, so wie die Welt sich mir zu verstehen gibt. Und es ist im Grunde genommen auch alles in Ordnung, insofern ich selbst mit mir selber und mit meinen Mitmenschen im Reinen bleibe…
Wichtig ist es, dass ich mir selbst und meinen eigenen Einsichten und Idealen treu bleibe. Auf spekulative Ängste und paranoide Verdächtigungen kann ich in jedem Fall verzichten. 

Die paranoide Furcht davor, für Andere womöglich seelisch gläsern, durchschaubar und ‘nackt’ zu sein, habe ich sukzessive überwunden, indem ich mich selber immer mehr bemüht habe, Gewohnheiten und Denkmuster abzulegen, die mir selbst unangenehm sind. (Es sind vor allem Eitelkeiten, die verunsichern.)
Ich habe sozusagen vieles in’s sprichwörtliche “Feuer” geworfen, was ich an mir selbst nicht leiden konnte. Und auf der anderen Seite, habe ich vieles akzeptieren gelernt, was ich (an mir selbst und an meiner Welt) nicht ändern konnte.

Insofern war die psychotische Erfahrung letztlich auch mit einer seelischen Läuterung oder Katharsis verbunden. (Die sicherlich nie wirklich abgeschlossen ist…)
Eine Zeit lang hatte ich mich jedenfalls stark isoliert und zurückgezogen, weil ich durch meine psychedelischen Erfahrungen (und durch die Ideen, die dabei aufgekommen sind) zutiefst verunsichert gewesen bin. Und genau das war verkehrt und krankhaft.
Je mehr ich schließlich die Wände meiner sozialen Abschottung abgetragen habe, desto mehr habe ich andere Menschen, wieder als Menschen mit eigenen Lastern, Fehlern und Irrtümern erlebt oder erkannt.

Als mich diese ambivalenten psychedelischen Erfahrungen eingeholt haben war ich etwa 19/ 20 Jahre alt. Das ist jetzt bald 20 Jahre her. Damals war der Heimcomputer (PC) und insbesondere das Internet ganz neu. 
(Es gibt ein berühmtes Zitat von Tim Leary: “PC is the LSD of the 1990s.” oder auch “Internet is the LSD of the 1990s.”(?)! Und irgendwie ist da auch was dran.) 😉 

Ich denke, dass die Internetkommunikation für mich sogar sehr heilsame Wege eröffnet hat, paranoide Vorbehalte und soziale Ängste abzubauen. Im Netz konnte ich mit einem gewissermaßen unverbindlichen Abstand soziale Kontakte aufbauen, meine Interessens-Horizonte und mein Wissen erweitern, andere Probleme kennenlernen und in blöden Debatten allgemein einfach wieder Menschlichkeiten erleben.

Vor allem hilft es aber anderen Menschen helfen zu können. Das ist gesund.
Abstand zu den eigenen (erfundenen?) Problemen, bekommt man ganz einfach dadurch, dass man anderen Menschen dabei behilflich ist, ganz konkrete und alltägliche Probleme zu lösen. (Computer reparieren, Gartenarbeiten… einfach pragmatisch: Arbeiten.)
Ich habe mich nützlich gemacht, wo ich konnte…
Arbeit und soziales Engagement.
Das war heilsam.

Das hat mir geholfen, soziale Ängste und Hemmungen abzubauen. Ich war nie sonderlich aufgeschlossen… Auffällige soziale Hemmungen hatte ich eigentlich schon von früher Kindheit an. (Vielleicht fällt meine Persönlichkeitsstörung schon unter “Asperger“..? Die Frage hab’ ich bisher noch nicht geklärt, scheint mir aber recht zutreffend.)

Einige drastische Erfahrungen auf LSD habe ich noch auf einer Ibiza-Reise mit Freunden gemacht. Ich kann mich erinnern, wie ich auf einem akuten Horror-Trip an den Strand gegangen bin, um mich ein bisschen locker zu machen… Die See war eigentlich relativ ruhig aber als ich in’s Wasser gehen wollte, hat mich plötzlich eine dicke Welle wieder zurück an’s Ufer gespuckt. (“Ne! Du nicht!” Ich kam mir so vor, als ob die Wirklichkeit selbst gegen meine Blödheit protestiert. Ich wurde vom Universum abgestraft und zurückgewiesen, wie ein ontologisch abgelehntes, spirituell gescheitertes Wesen mit unheimlich wenig Existenzberechtigung…)

Das mit dem LSD hab’ ich dann auch sein lassen, weil das seitdem wirklich keinen Spaß mehr gemacht hat. (Ich habe mich in so krasse Komplexe verrannt, dass es nur noch schmerzhaft gewesen ist.)
Ich höre heute, nach vielen Jahren der bewussten Abstinenz von Psychedelika, ab und zu immer noch (innere) Stimmen… aber das, was ich höre ist in der Regel ziemlich trivial und oft banal und uninteressant. Belastet hat mich im Grunde immer der Eindruck, dass andere mich vielleicht missverstehen oder schlecht von mir denken. (Und das eigentlich ganz unabhängig von dem Erlebnis ‘außersinnlicher Wahrnehmung’. Wahrscheinlich waren die unangenehmen Stimmen, die meinen Alltag seither immer wieder begleitet haben, auf verinnerlichte Selbstkritik zurückzuführen. Je mehr ich aber verstanden habe, dass ich gar nicht so wichtig bin, desto mehr sind die Kritiken, Angriffe und Beleidigungen in meinem Kopf dann auch verstummt. Übertriebene Selbstkritik ist sowieso auch eine ekelhafte Form von invertiertem Narzissmus.)

Heute verstehe ich — vielleicht mehr als früher — dass es ziemlich egal ist, was andere meinen oder denken, solange man sich selber darüber im Klaren ist, wo man steht, was man will und wo es hingehen soll. Ein gewisses Maß an Reflexion und Sensibilität schadet sicher nicht, aber blöd ist es in jedem Fall, wenn man sich von Gedanken und Meinungen Dritter irritieren und völlig aus der Bahn werfen lässt. (Das lass’ ich hier einfach mal als Exkurs zum Thema “Umgang mit ungesunden Folgen psychedelischer Experimente” stehen.)  

Andere Freunde und Bekannte, die viel mehr Drogen und auch Psychedelika konsumiert haben als ich, hatten eigentlich kaum derartige Sorgen, Komplexe oder Ängste…

Einige meiner Drogenfreunde haben heute ganz andere (vielleicht viel drastischere) Probleme… Ein beachtlicher Teil von meinem Bekanntenkreis ist lange schon in Therapie und mehr oder weniger aus dem Leben geworfen. Einige finden allmählich wieder Wege zurück in’s Leben. Einige haben richtig Mist gebaut. Einige waren schon im Knast. Manche sind einfach komplett verschwunden. Manche Leben nicht mehr.

Aber ich muss auch sagen, dass es vereinzelt Leute zu geben scheint, die erstaunlich gut klarkommen, obwohl sie ihr Leben lang immer wieder mal Drogen genommen haben und sogar regelmäßig Drogenexzesse zelebriert haben. Es sind Leute, die offenbar klare Vorstellungen davon haben, was sie wollen und wohin es gehen soll. Leute, die gut vernetzt und sozial eingebunden sind, haben scheinbar weniger Probleme mit Drogen und Alkohol. Ich kann aber nicht sagen, ob hinter der Fassade von seelischer Stabilität, von Erfolg, Zuverlässigkeit und Souveränität vielleicht doch noch Probleme schlummern, die nur wenig zum Vorschein kommen. Es gibt wahrscheinlich Leute, die einen relativ stabilen Umgang mit Zigaretten und Alkohol finden… auch mit Drogen…. Aber das sind erfahrungsgemäß seltene Ausnahmen.
(Ich denke gerade an Altkanzler Helmut Schmidt, der als Kettenraucher doch ziemlich alt geworden ist… Und ich glaube, die älteste Frau der Welt hat auch geraucht bis an ihr Lebensende..? Und andere medizinische Wunder?… )

Wichtig ist es wohl, dass man merkt, wenn man sich schadet/ dass man merkt, wenn es keinen Spaß mehr macht… Und es ist gar nicht so leicht zu merken, wenn der Spaß umkippt.

Ich war eine Zeit lang richtiggehend “Frustraucher”.
Wenn ich so weiter geraucht hätte, wäre ich mit ziemlicher Sicherheit krank geworden.
(Mein Großvater, mütterlicherseits, war Raucher. Er ist mit ca. 60 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Ich war damals erst etwa 5 Jahre alt.)
Aber es war für mich trotzdem nicht so einfach von der Zigarette loszukommen.
Dazu war eine wundersame, schockierende Begegnung nötig.
Hat aber im Endeffekt geklappt.
(Mir ist unvermittelt jemand entgegengetreten, der mir das Rauchen überzeugend ausgeredet hat. Jemand, der offenbar aus Erfahrung gesprochen hat. Aber diese Geschichte will ich an dieser Stelle nicht ausbreiten.)

Wenn man destruktive Muster und Gewohnheiten aufgeben möchte, dann muss man sich erst mal bewusst machen, was man verkehrt macht, welche Konsequenzen man dabei zu erwarten hat und nicht zuletzt auch, was für konstruktive Alternativen sich eröffnen, wenn man destruktive Muster hinter sich lässt. Und es erfordert großen Mut und Überwindung aus dummen Mustern der Selbstzerstörung herauszutreten. Irgendwie gehört wohl immer ein Wunder dazu…

Meine erste Übung in Verzicht und Abstinenz habe ich wohl gemacht, als ich mich entschieden habe auf Fleisch zu verzichten.
Die Fleischfresser-Kultur erschien mir schon suspekt, als ich noch ganz jung war. Es waren vor allem ethische Bedenken (auch im Kontext meiner frühen Begegnung mit buddhistischen und spirituellen Lehren), die mich dazu bewegt haben mit etwa 17 Jahren damit aufzuhören, das Fleisch toter Tiere zu essen. Das war ein Prozess… Ein Schlüsselerlebnis war eine Schnitzelsemmel im Pausenhof im Gymnasium in der 9. Klasse, wenn ich mich richtig erinnere. Ich bin grundlos aggressiv geworden… Ich habe gemerkt, wie ich den Stress von dem getöteten Tier aufnehme… Das hat mich überzeugt das Fleisch-fressen sein zu lassen.

Insbesondere, wenn man sich mit einem Laster identifiziert, ist es nicht einfach loszulassen… Auch wenn man merkt, dass man sich sukzessive kaputtmacht.

Von verinnerlichten Lastern loszulassen ist immer ein bisschen so, als ob man etwas sterben lässt. Aber da muss man durch. Wenn das Krankhafte endlich stirbt, gibt es wieder viel mehr Platz für Leben!
Und das kann man auch üben.

Fasten ist eine gute Übung.
Um christliche Fastenzeiten schert sich leider niemand sonderlich.
In der Fastenzeit vor Ostern gibt es immer reichlich zu futtern und einige Familienfeste…
Ich hatte früher im Büro allerdings Kollegen, die Moslems sind.
An Ramadan faste ich seitdem immer mal wieder mit.
Dieses Jahr hab’ ich sogar ziemlich streng die Fastenzeit eingehalten.
Und so’was kann helfen, Willenskraft aufzubauen. Bewusst verzichten. Durchhalten.
Das kann helfen, Laster und schlechte Gewohnheiten zu erkennen und loszuwerden.
Das sind Übungen in Abstinenz, die auch immunisieren können, gegen Sucht und Abhängigkeiten.

 

Anarchie/ Anarchismus & Kapitalismus

Gedanken zu: “Anarchie – Was ist Anarchismus? Eine Einführung – Sascha Bender (Black Pigeon)”

Das ist ein ziemlich ansprechender, sympathischer Vortrag zum Einstieg in die Idee “Anarchie/ Anarchismus”… 🙂
Ich finde Sascha’s Ausführungen zum Problemfeld Kapitalismus allerdings etwas diffus.
// Es ist vielleicht sogar wirklich wichtig, dass man sich näher mit der Idee “Anarcho-Kapitalismus” auseinandersetzt, um ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, in welcher Weise die fundamentale Bezugnahme auf das Kriterium Marktmacht zur Verhandlung von Ansprüchen freiheitlich orientierten gesellschaftstheoretischen Vorstellungen zuwider läuft.
Er blendet die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der Anarcho-Kapitalisten hier leider völlig aus.
Meiner Ansicht nach wird die anarchistische Kritik an der Marktidee/ am Tauschgedanken und am Kapitalismus erst richtig plausibel, wenn man sie im Kontrast zur anarcho-kapitalistischen Idee: “Privatrechtsgesellschaft” &”Totale Kommerzialisierung” betrachtet.

Im wesentlichen würde ich so argumentieren, dass unsere Konditionierung auf Tauschbeziehungen und die Rituale der Vermarktung oder Preisverhandlung eine fragwürdige Kultur der Verhandlung von Ansprüchen über manipulative Reizmuster mit sich bringt. Unsere fundamentale Konditionierung auf manipulative Reizmuster, Mittel und Strukturen ökonomischer Macht belastet folglich auch die Integrität unserer Motive, Zielsetzungen und Beziehungen.

Menschen lassen sich im Rahmen einer ererbten Konditionierung auf Reizmuster ökonomischer Macht wunderbar einfach beeinflussen, blenden, irritieren und an der Nase herumführen. Das ist offenbar problematisch, wenn man dem Ideal Freiheit treu bleiben möchte. Manipulierbare und käufliche Menschen, deren Motive ständig durch wirtschaftliche Gier, Marktanreize und strukturelle Zwänge beeinträchtigt werden, muss man schließlich intensiv überwachen, maßregeln und kontrollieren, weil sie offenbar leider dazu neigen im rivalisierenden Streben nach Profit Mist zu bauen.

Solange wir das Kriterium “Marktmacht” ins Zentrum unserer Entscheidungsfindung stellen, müssen wir uns nicht wundern, dass Probleme der Käuflichkeit und Korruption überhand nehmen und unsere gesellschaftliche Freiheit folglich Einschränkungen unterworfen wird.

Ein wesentliches Problem, das wir im Rahmen einer Totalität von Tauschbeziehungen erleben, ist die sogenannte “Tragedy of the Commons” oder “Allmendeproblematik”:
Im rivalisierenden Streben nach Profit sind wir alle ständig mit dem Anreiz konfrontiert, alles Mögliche, was sich irgendwie verkaufen lässt, an uns zu reißen, einzuhegen und auszuschlachten, um es auf den Markt zerren und als Ware anbieten zu können.
In letzter Konsequenz dürfte es im Paradigma der Vermarktung demnach keine freien, offen zugänglichen Ressourcen geben, weil freie, offen zugängliche Ressourcen auf kurz oder lang der gierigen Ausbeutung durch rivalisierende Marktteilnehmer zum Opfer fallen würden.

Rivalität um Wirtschaftsmacht ist in vielfacher Hinsicht Gift für unsere natürliche Umwelt, für unsere sozialen Beziehungen und nicht zuletzt auch für unsere seelische Integrität.
Entscheidungen, die wir im Streben nach Profit und im Hinblick auf ökonomische  Anreize treffen, sind leider nicht immer einwandfrei in Einklang mit unseren ethischen und rationalen Einsichten zu bringen.

Nicht erst den “Kapitalismus” (als implementiertes ökonomisches System), sondern bereits unsere fundamental verankerte, tief verwurzelte Konditionierung auf eine manipulative Kultur der ökonomischen Kontrolle und Rechtfertigung von Ansprüchen betrachte ich als grundlegend problematisch im Hinblick auf das Ideal “Freiheit”.

Wenn wir uns demnach mehr soziale und individuelle Freiheit wünschen, dann geht es darum, dass wir von manipulativen Ritualen der Verhandlung von Preisen, Werten und Marktmacht absehen, das Kriterium Marktmacht von uns weisen und unsere Zielsetzungen, Motive und Entscheidungen stattdessen konsequent an unseren eigenen ethischen Einsichten orientieren.

Die Qualität unserer sozialen Beziehungen und Verhältnisse würde sich wohl automatisch verändern, wenn wir uns zunehmend auf eine Form der offenen, transparenten und konsequent solidarischen sozialen Vernetzung einlassen. Ich gehe davon aus, dass wir uns im Rahmen der gegebenen technologischen Möglichkeiten sehr gut Werkzeuge, Kommunikationswege und Strukturen der Sozialisation erschließen und aufbauen können, die uns eine offene, solidarische Form der gesellschaftlichen Vernetzung nahelegen.

Je offensichtlicher es uns gelingt eine ehrliche Kultur der wahrhaft freiwilligen Kooperation und Problemlösung zu etablieren, desto deutlicher werden gesellschaftliche Vorteile, die ein solches, freiheitliches, anarchistisches Lebensmodell attraktiv machen — womöglich auch für Zweifler und Unentschlossene.

Lebensgestaltung im Rahmen von solidarischen, offenen sozialen Netzwerken.

Es geht also darum, eine Kultur der Offenheit und Solidarität zu etablieren, indem wir generell die Motivation und die Bereitschaft entwickeln miteinander und füreinander unabhängig von Fragen der ökonomischen Kompensation oder Bezahlung Probleme zu lösen. Je besser die freiheitliche, spontane, freiwillige kooperative Problemlösung gelingt, desto eher können wir auf manipulative Rituale der Preisverhandlung verzichten.

Generelle Offenheit in der Kommunikation ist wichtig, um Fairness, Gewissenhaftigkeit, Vertrauen und das Erlebnis sozialer Verantwortung zu fördern. In offener, transparenter Kommunikation können schließlich auch Konflikte um knappe Ressourcen besser vermieden, geschlichtet und aufgelöst werden.

Solidarisches Verhalten würde ich sogar als unmittelbare Konsequenz freiheitlicher sozialer Arrangements im Rahmen von Strukturen der offenen, transparenten gesellschaftlichen Vernetzung betrachten.

Wenn man im Rahmen offen, solidarisch vernetzter sozialer Horizonte das Paradigma von Kommerz & Marktmacht aufweichen, relativieren und über den Haufen werfen kann, lösen sich Probleme der autoritären Verwaltung und Intervention gesellschaftlicher Strukturen auch automatisch auf. Die Wirksamkeit der Machtmittel (Geld, Lohn, Bezahlung) und die Legitimation für althergebrachte, institutionalisierte hierarchische Überwachungs-Strukturen würde sich allmählich verflüchtigen, insofern das solidarische Lebensmodell gelingt und Anklang findet.

Nachtrag (2017-04-08)

Bei: 1:38:57 wird das Thema Geldschöpfung angeschnitten:
“… Theoretisch könnte der Staat das auch selber machen, aber das ist irgendwie tabu.”

Das denke ich mir auch immer wieder…!
Warum nicht? Warum müssen sich Staaten denn überhaupt verschulden, wenn sie doch mittels einer Art “Monetative” selbst in demokratischen Prozessen Geld schöpfen könnten? Das Geld das ein Staat auf diese Weise schöpfen würde, das würde eben dann im Rahmen von Projekten, die im politischen Konsens bewilligt werden, in die nationale Wirtschaft einfließen. Firmen, die beispielsweise im Staatsauftrag dann Schulen, Straßen, Kindergärten, Wasserparks oder Krankenhäuser bauen, werden dann mit Geld bezahlt, das eine Monetative zu diesem Zweck schöpft und bereitstellt… Dieses schuldenfrei geschöpfte Geld kursiert dann als Zahlungsmittel selbstverständlich auch in der Privatwirtschaft. Man müsste sich überlegen, wie eine entsprechende Tilgung der Geldmenge zur Kompensation von Inflationseffekten geschehen könnte… Steuern müssten ja dann auch nicht mehr zur Finanzierung staatlicher Projekte eingesammelt werden. Gelder, die in der Staatskasse landen, könnten ebenfalls in demokratischen Beschlüssen wieder entsprechend neu eingebracht oder eben getilgt und aus dem wirtschaftlichen Verkehr gezogen werden.

Ein entsprechendes Modell der vernetzten, dezentralen Geldschöpfung in politischen Prozessen, könnte man sich schließlich auch für anarchistische Lebensformen oder Gesellschaftskreise ausdenken… Aber die Bezugnahme auf Geld und wirtschaftlichen Wert führt meiner Ansicht nach immer wieder in eine Sackgasse manipulativer Beziehungen und fremdbestimmter Verhältnisse… Deswegen gehe ich davon aus, dass es auch ohne Geld gehen kann und muss, wenn man sich konsequent an die Ideale Freiheit und Solidarität halten möchte.